Was bedeutet das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung für die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen?

Beratung von Einrichtung für Menschen mit Behinderung

Sexuelle Gesundheit und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung sind Menschenrechte, die für Menschen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung dringend stärker umgesetzt werden müssen. Der erfahrene Referent, Pädagoge und Leiter von pro familia Koblenz, Achim Klein, berät seit über 20 Jahren Einzelpersonen und Einrichtungen im Kontext Beeinträchtigung und Sexualität.

Seinen wichtigen Vortrag begann er mit Fallbeispielen mitten aus dem Einrichtungsalltag: Kinderwunsch, Wunsch nach Sexualkontakten, Wunsch nach Beziehung und Besuch von Außerhalb.

Bei jeder Lösung sei der von Behinderung betroffene Mensch als Experte in eigener Sache einzubeziehen. Insofern sei jedes Anliegen als Einzelfall individuell zu betrachten und es gälte passgerechte Lösungsmodelle zu entwickeln.

Essenziell sei eine gute Kenntnis der sexuellen und reproduktiven Rechte der zu betreuenden Menschen. Es brauche nicht Einmischung oder gar Bevormundung, sondern ein bedarfsorientiertes Zusammenspiel in der umgebenden Struktur. Das reiche dann bis hin zu professionellen Hilfsangeboten wie etwa die passive oder auch aktive Sexualassistenz. Im Mittelpunkt müsse stets der von Behinderung Betroffene mit seinen Bedürfnissen, seiner Entwicklung der Sexualität stehen.

Das sei indes eine große Herausforderung für alle Seiten, besonderes für die Professionellen. Sie benötigten zumindest Basisschulungen zum Thema Liebe, Partnerschaft und Sexualität sowie bei Bedarf Unterstützung bei der Erstellung von Leitlinien und Schutzkonzepten.

Herr Klein verstand es, mit großer Sachkompetenz, Ruhe und als selbstverständlicher ´Anwalt der Menschen mit Beeinträchtigung` zu argumentieren.

In der lebhaften Diskussion vor Ort im Aloysia Löwenfels Haus wie im Zoomforum wurde deutlich, wie groß dieses Interesse am Thema und der Wunsch nach Expertise und Austausch dazu ist.    

Herr Jochen Straub als Seelsorger für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg stellte Materialien zum Thema Liebe (auch in leichter Sprache) seiner Fachstelle vor. Diese können bei ihm angefordert werden.

Zum Abschluss waren sich anwesende Angehörige von Menschen mit Behinderung, das Team der Fachberatungsstelle Katharina Kasper-Stiftung und die Seelsorge mit dem Referenten einig, dass das Bewusstsein für diese Thematik und kreative Lösungsansätze weiterwachsen müssen.

Mit größerer Selbstverständlichkeit sollte neben anderen gesundheitlichen Fragen die sexuelle Gesundheit auch im Kontext Eingliederungshilfe und Teilhabeplanung angesprochen sein.

Die dazu notwendige Kompetenz muss durch sexualpädagogische Unterstützung erworben und geübt werden. Einrichtungsbezogene Konzepte und Schutzkonzepte werden dazu entwickelt.

Dies alles benötigt neben der Bereitschaft und Kompetenz die Zeit bei knappen Personalressourcen.

Zumindest gibt es regional kompetente Unterstützungsangebote, die kontaktiert werden dürfen.

Die PDF-Folien des Vortrags werden auf Anfrage für Interessierte über die Katharina Kasper-Stiftung weitergeleitet.

Dr. Rieke dankte Herrn Klein für seine kompetente und lebendige Sensibilisierung. Sie ermutigte alle dazu, die sexuelle Gesundheit und daraus entstehende Bedürfnisse – nicht nur bei Menschen mit Behinderung stärker in den Arbeitsalltag einzubeziehen und dazu geschultes Fachpersonal zu kontaktieren.

Die Vortragsreihe, ein Angebot im Hybridformat, findet in Kooperation mit der Katholischen Familienbildungsstätte Westerwald/Rhein-Lahn statt. 

Kontakt: Achim Klein, pro familia Beratungsstelle, Schenkendorfstr. 24, 56068 Koblenz
koblenz@profamilia.de

Materialien: PDF-Folien zum Vortrag Achim Klein pro familia (gerne über die KK-Stiftung)

(ergänzende Auslagen) Inklusive Seelsorge, Bistum Limburg
Buch Liebe
Lebenszeichen Liebes-Rechte
Herz-Karte
Sag ja – sag nein – in leichter Sprache
Themenmappe Freundschaft, Liebe und mehr 

Nach oben scrollen